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Offener Brief unseres ASF Vorstandsmitglieds Laura Lisa Stellbrink:
Wir sind der Teil, mit weniger Anteil
Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Strohmeier,
Ich bin sprachlos! Die Besetzung Ihres Rektorats kann uns Frauen nur traurig stimmen. Sie haben sich eine schöne Herrenrunde zusammengestellt und an uns Frauen wohl keinen Gedanken verschwendet?! Es gibt zwei offene Fragen: Haben alle Professorinnen, die sie ja sicherlich verantwortungsbewusst angefragt haben, abgesagt? Oder soll Ihre Auswahl zeigen, dass keine kompetenten Frauen an der TU Chemnitz arbeiten, die für Rektoratsfunktionen qualifiziert wären? Die Besetzung Ihres Rektorats ist sichtbarer Ausdruck der Marginalisierung von Frauen im universitären Raum.
Wie kann es sein, dass ein Rektorat im 21. Jahrhundert zu 100 Prozent männlich besetzt wird? Wieso stimmt der Senat dieser Auswahl zu? Gab es Widerspruch? Oder kann die Rolle des Prorektors ausschließlich von der männlichen Gattung ausgefüllt werden? Für welche Mitarbeiter (ich nehme an auch alle vom männlichen Geschlecht) haben Sie sich entschieden oder werden Sie sich entscheiden?
Zudem weiß ich nicht, ob ich darüber lachen oder weinen soll, dass Sie sich selbst der Aufgabe der Gleichstellung angenommen haben. Es muss und sollte doch möglich sein, dass eine Prorektorin oder ein Prorektor für Gleichstellung in ihrem Rektorat einen Platz findet. An an anderen deutschen Universitäten ist dies doch auch möglich.
Durch sichtbare Beispiele sollte gerade einer Technischen Universität daran gelegen sein, mehr Frauen für MINT-Fächer zu gewinnen und diese GLEICH zu behandeln. Wenn Sie Ihrem „gestalterischen“ Anspruch gerecht werden wollen, die „Konkurrenzfähigkeit“ des Universitätsstandortes Chemnitz zu stärken, dann sollte es in Ihrem Interesse liegen, eine Vorreiterrolle in der Gleichstellung von Frauen im Universitätsbetrieb einzunehmen. Andernfalls „verwalten“ Sie lediglich die von Ihnen kritisierte Hochschulpolitik Ihrer Vorgänger weiter, in deren Fußstapfen Sie treten. Die Karriereleiter darf für Frauen nicht schwerer zu erklimmen sein.
Sie hätten ein deutliches Zeichen einer NEUEN Hochschulpolitik setzen können, wenn Sie die Marginalisierung von Frauen in Politik, Kultur und Wissenschaft bei der Rektoratsauswahl berücksichtigt hätten. Leider haben Sie diese Chance vertan.
Mit freundlichen Grüßen
Laura Stellbrink