Ziele

Und was sagst Du dazu?

Das Auto reparier‘ ich selber. 

Lydia Schmidt

Allein unter Männern. Bei der Kfz-Mechatronik gibt es weniger als drei Prozent Frauen, die diesen Beruf ausüben. In anderen typischen „Männerberufen“ sieht es nur wenig besser aus. Dafür existieren die klassischen „Frauenberufe“, zum Beispiel Friseurin, Verkäuferin, Arzthelferin oder in der Pflege. Nicht überraschend ist, dass in den Männerberufen deutlich mehr Geld zu verdienen ist, auch mit langfristigen Folgen bei der Rente. Wir möchten, dass mehr Frauen in Technik- und MINT-Berufen tätig sind. In den Schulen müssen Mädchen von Anfang an bestärkt werden, diesen Weg zu gehen. Der Girls Day ist eine gute Möglichkeit, die Berufe kennenzulernen. Eine bessere Bezahlung bei frauentypischen Berufen würde andersherum auch mehr Männer motivieren, diese Berufe zu ergreifen.

Von niemand die Kleine. 

Sexismus hat viele Facetten und meint immer eine Abwertung aufgrund des Geschlechtes. Das reicht von anzüglichen Blicken und Sprüchen über sexistische Werbung bis hin zur sexuellen Belästigung am Arbeitsplatz. Diese Diskriminierung kann weitreichende Folgen haben, zum Beispiel eine gestörte Körperwahrnehmung, ein beschädigtes Selbstwertgefühl oder bei Männern eine fehlende Hemmschwelle bei Gewalt gegen Frauen. Relativ jung ist der Sexismus im Internet, bei dem Frauen beleidigt und gedemütigt werden. Seit der Reform des Sexualstrafrechts, die die SPD maßgeblich vorangebracht hat, ist auch der „Griff an den Po“ strafbar. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Folgen müssen ein Gesetz gegen sexistische Werbung, ein konsequentes Vorgehen gegen Hate-Speach und ein gesellschaftliches Bewusstsein, dass Sexismus zutiefst abzulehnen ist.

Laura Stellbrink, Vorsitzende der ASF Sachsen

Davon soll ich mal leben? 

Viele Frauen arbeiten auf Mindestlohnbasis und in Teilzeit. Im Alter erhalten sie eine geringe Rente. Die Grundrente ist daher gerade für Frauen ein Schritt in die richtige Richtung. Durch die Grundrente wird die Lebensleistung von Frauen endlich anerkannt. Zu den 35 Jahren Beitragszeit sollen nicht nur die Zeiten der Erwerbstätigkeit außer Haus, sondern auch die Erziehungs- und Pflegezeit zählen. Denn Carearbeit ist auch Arbeit! Damit erkennt die Gesellschaft die wichtige gesellschaftliche Leistung der Frauen an und mindert die entstandenen Nachteile in der eigenständigen Altersversorgung. Die Grundrente wird den Frauen ohne Bedürftigkeitsprüfung ausgezahlt und ist  vom Vermögen des Partners oder der Partnerin unabhängig.

Gabriele Fischer, Beisitzerin im Vorstand der ASF Sachsen

Wegschauen ist nicht. 

Gewalt gegen Frauen hat viele Gesichter: Gewalt in der Partnerschaft, Femizid, sexuelle Übergriffe oder Vergewaltigung. Die Gewalt im eigenen Haus gehört dabei noch immer zu der häufigsten Gewalterfahrung, der Frauen ausgesetzt sind. Dagegen kämpfen wir entschieden an. Wir setzen uns dafür ein, dass in Sachsen staatliche Schutzeinrichtungen auf- und ausgebaut werden, um Frauen und Mädchen vor nicht selten lang andauernden und sich wiederholenden Gewalterfahrungen zu bewahren. Die Lücken im Hilfenetz müssen dringend geschlossen werden. Wir möchten, dass in jedem Landkreis und jeder kreisfreien Stadt eine Schutzeinrichtung für Frauen und Kinder eingerichtet wird. Zudem braucht es flächendeckende Beratungsstrukturen in Form der Interventions- und Koordinierungsstellen.

Susanne Füssel, Beisitzerin im Vorstand der ASF Sachsen

Mehr Respekt bitte! 

Über vier Millionen Frauen leben in Deutschland mit dem Status einer Schwerbehinderung. Frauen und Mädchen mit Behinderungen oder Beeinträchtigungen sind überdurchschnittlich belastet. Sie erleben zu rund 90 Prozent diskriminierende Handlungen durch Personen und Institutionen im Zusammenhang mit ihrer Behinderung. Ebenso haben sie ein hohes Risiko, Opfer von Gewalt zu werden. Das Leben von Frauen mit Behinderungen ist von vielen Teilhabeeinschränkungen geprägt, sowohl im beruflichen als auch im sozialen Bereich. Wir möchten, dass Frauen mit Behinderungen faire Chancen auf Teilhabe haben, auch auf dem ersten Arbeitsmarkt. Wir brauchen barrierefreie Schutz- und Unterstützungsangebote. Dass die Frauen über ihr Leben selbst bestimmen können, ist für uns selbstverständlich.

Simone Lang, MdL

Bezahlt uns anständig! 

Frauen verdienen mehr! Denn noch immer verdienen wir 21 Prozent weniger als Männer. Als SPD kämpfen wir gegen das Lohngefälle an: Die Einführung des Mindestlohnes, der Ausbau der Kinderbetreuung, die Einführung der Quote in Aufsichtsräten, das ElterngeldPlus und das Rückkehrrecht aus Teilzeit waren dabei wichtige Schritte. Das Entgelttransparenzgesetz hat uns erlaubt, einen Fuß in die Gehaltsgestaltung der Unternehmen zu setzen. Bisher nutzen dieses Mittel jedoch nur wenige Frauen. Wir müssen daher Unternehmen noch stärker in die Pflicht nehmen. Wir wollen das Gesetz weiterentwickeln. Doch Gestaltungsspielraum haben wir hier nicht nur auf der Bundesebene: Wir setzen uns für ein modernes Vergabegesetz in Sachsen ein. Darin sollen Vergaberichtlinien für Lohngerechtigkeit sorgen. Fest steht: Frauen können alles.

Frauen. Macht. Politik! 

Dagmar Neukirch, Staatssekretärin im sächsischen Sozialministerium

In deutschen Parlamenten gibt es zu wenig Frauen. Mit einem durchschnittlichen Anteil von etwa 30 Prozent befinden wir uns im internationalen Vergleich im unteren Bereich. Parität ist für uns der
zwingende Anspruch an eine repräsentative Demokratie, in der die gewählten Vertreterinnen und Vertreter in den Parlamenten Entscheidungen stellvertretend für eine Bevölkerung treffen, die zu
mehr als der Hälfte aus Frauen besteht. Wenn die Parteien nicht von sich aus für einen höheren Frauenanteil sorgen, muss das durch ein Paritätsgesetz geregelt werden. Nicht die Frauen müssen sich ändern, sondern das Procedere der Wahlen! Dafür gibt es verschiedene Optionen, die jetzt geprüft werden. Fachleute gehen davon aus, dass eine Verfassungsmäßigkeit auf jeden Fall hergestellt werden kann.

Gläserne Decken einschlagen. 

Iris Raether-Lordieck

Die Karriereleiter von Frauen endet noch immer mehrere Stufen unter denen ihrer männlichen Kollegen, auch in der Wissenschaft. Heute nehmen in Deutschland mehr junge Frauen als Männer ein Studium auf. Mit jeder Ausbildungs- und Karrierestufe sinkt jedoch der Frauenanteil. Wir stellen uns dem Trend aktiv entgegen und streben die Gleichstellung der Geschlechter in Führungspositionen an. Hochschulleitungen sind hälftig mit Frauen zu besetzen. Dafür gilt es, in Sachsen verbindliche Zielvereinbarungen über Gleichstellungskonzepte zu schließen, durch die nicht nur verbindliche Frauenquoten für Führungspositionen eingeführt, sondern auch Personalentwicklungsstrategien zur tatsächlichen Gleichstellung von Frauen bei Professuren und Führungspositionen etabliert werden.

Mein Bauch gehört mir. 

Laura Stellbrink, Vorsitzende der ASF Sachsen

Wir streiten für das Selbstbestimmungsrecht der Frau. Es ist für uns daher selbstverständlich, dass Frauen bei einer ungewollten Schwangerschaft Informationen und Hilfe bekommen und die Schwangerschaft beenden können, wenn sie das für die beste Entscheidung halten. Frauen haben ein Recht auf Informationen. Wir bleiben dabei: Der Strafrechtsparagraf 219a muss ersatzlos gestrichen werden. Der Abbruch der Schwangerschaft muss wohnortnah und barrierearm möglich sein. Aufklärung hat Vorrang! Verhütungsmethoden, Methoden des Schwangerschaftsabbruchs und der Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten müssen breit kommuniziert werden. Die Kostenübernahme für ärztlich verordnete Mittel und Methoden zur Empfängnisverhütung ist für Frauen und Männer sicherzustellen.

Koch doch selber! 

Julia Bombien, Stellv. Vorsitzende der ASF Sachsen und Vorsitzende der ASF Chemnitz

Von Beginn unseres Lebens werden wir in Schubladen gesteckt, die in den meisten Fällen zu Lasten der Frauen gehen. Mädchen werden mit der Farbe Rosa verniedlicht, während Jungs das coole Blau zugewiesen bekommen. Geschlechterklischees sind nicht niedlich und nützen niemanden, auch nicht den Männern. Wenn Frauen Eigenschaften wie „fürsorglich“ zugeschrieben werden, bedeutet das eine subtile Form der Diskriminierung mit verschiedenen Folgen wie geringeren Karrierechancen und weniger Gehalt. Diese Scheuklappen gehören in die Tonne. Frauen und Männer sollen sich so verwirklichen können, wie sie es selber möchten. Dafür muss auch die Politik etwas beitragen: zum Beispiel mit geschlechterneutralen Bildungsangeboten und mit Maßnahmen gegen das „Gender Marketing“.

Kind und Job – Check! 

Hanka Kliese, MdL

Beruf und Familie müssen gut vereinbar sein. Wir haben erfolgreich für das Rückkehrrecht in Vollzeitarbeit gekämpft. Das ist gut für die Unabhängigkeit und Rentenansprüche der Frau. Dennoch ersetzt kein Betreuungsangebot die wichtige Zeit mit dem eigenen Kind. Teilzeitarbeit darf kein Armutsrisiko mehr sein. Familienarbeit muss endlich stärker anerkannt werden. Ein besonderes Augenmerk verdienen Alleinerziehende. Zusätzlich zu ihrer hohen psychischen und physischen Belastung leben sie häufiger als andere in prekären Verhältnissen. Sie brauchen flexible Angebote wie Teilzeitausbildungsplätze. Jede Familie hat individuelle Bedürfnisse. Kein Modell ist besser oder schlechter, jedes verdient die bestmögliche Unterstützung.

Wer ist hier hysterisch? 

Karin Mohr, Beisitzerin im Vorstand der ASF Sachsen

Wer nicht sicht- und hörbar ist, wird übersehen. Aus diesem Grund möchten wir, dass Sprache geschlechtergerecht ist. Statt „die Lehrer“ heißt es dann „die Lehrerinnen und Lehrer“. So viel Zeit muss sein! Wer auf geschlechtergerechte Sprache pocht, wird gerne als „verbiestert“ oder „hysterisch“ diskreditiert. Das Gegenteil ist der Fall: Wer Gleichstellung in der Sprache ablehnt, scheint Machtverluste zu befürchten. Sprache bildet unser Denken ab und beeinflusst es gleichzeitig. Diese Wechselwirkung kann helfen, Ungerechtigkeit zu vermeiden und die Gleichstellung der Geschlechter fördern. Wir möchten, dass es offizielle und einheitliche Regeln für Sprache gibt, die im Duden festgeschrieben werden. Diese werden auch berücksichtigen müssen, dass es inzwischen drei anerkannte Geschlechter gibt.

Nicht mehr leidensfähig. 

Stell. Vorsitzende der ASF Sachsen

Wir wünschen uns eine Gesellschaft, in der das Geschlecht keine Rolle spielt. Davon sind wir leider weit entfernt. Wir stehen einer Welt gegenüber, in der Frauen aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert und benachteiligt werden. Eine Welt, in der uns durch unseren genetischen Code ein unsichtbares und sichtbares Korsett auferlegt wird. Fakt ist: Wir sind der Teil, der nichts in den Chefetagen zu suchen hat. Wir sind diejenigen, bei denen sich automatisch weniger im Geldbeutel findet. Unsere Karriereleiter endet zumeist mehrere Stufen unter unseren männlichen Kollegen. Altersarmut, klar, unser Problem. Wir sind weiterhin diejenigen, die sich zwischen Karriere und Beruf entscheiden sollen und, egal wie wir uns entscheiden, dafür auf die Mütze bekommen.